Arbeit 4.0, Work-Life-Blending und Coworking-Flächen – das Konzept New Work hat viele Facetten und berührt die verschiedensten Bereiche des Arbeitslebens. Einige Unternehmen setzen das Konzept bereits teilweise um, doch was der Begriff wirklich bedeutet und woher New Work kommt, wissen die wenigsten. Zeit, um die Worthülse mit Inhalt zu füllen.
New Work ist nicht neu
Bereits 1984 veröffentlichte der Philosophie-Professor Frithjof Bergmann das Buch „Neue Arbeit, neue Kultur“, worin er einen Gegenentwurf zur klassischen Lohnarbeit vorstellte. Seine grundlegende Idee lässt sich mit einer Aussage zusammenfassen: New Work ist die Arbeit, die ein Mensch wirklich will.
Dahinter steckt die Idee, dass Arbeit eine sinnhafte Komponente haben soll, durch die sich der einzelne Mitarbeiter verwirklichen kann. Selbstständigkeit, Entscheidungsfreiheit und Teilhabe an der Gemeinschaft standen bereits damals im Fokus von Bergmanns Modell.
Bergmann reloaded – New Work heute
Heutzutage versteht man unter New Work das Verbessern des Wohlfühlfaktors am Arbeitsplatz, das Optimieren von Prozessen sowie die Nutzung von technischen Neuerungen. Dass Bergmanns Ideen durch den technologischen Fortschritt aktueller denn je sind, zeigt sich bei zukunftsorientierten Unternehmen. Von Work-Life-Blending bis hin zu Holacracy – einige Unternehmen setzen bereits auf flexible Arbeitsmodelle, die innovative Organisations- und Einstellungsmodelle umfassen. Work-Life-Blending ermöglicht Arbeitnehmern eine bessere Verknüpfung von Freizeit und Arbeit – das kann beispielsweise die Yoga-Auszeit während der Mittagspause beinhalten. Andere Unternehmen beschäftigen sich mit Holacracy, einer Organisationsform, bei der Hierarchien abgebaut und Entscheidungen schneller getroffen werden. Mit gutem Beispiel geht seit Jahren Google voran, das es seinen Mitarbeitern schon frühzeitig ermöglichte, freitags an persönlichen und individuellen Projekten zu arbeiten, deren Umsetzung sie selbst an jeweils einem Tag in der Woche vorantreiben konnten.
Einflüsse der Digitalisierung
Im Zuge der Digitalisierung setzen immer mehr Unternehmen auf Prozesse und Strukturen, die dem New Work-Ansatz entsprechen. Anhand von neuen Arbeitsformen, wie Scrum oder Kanban-Methoden, werden Projekte strukturierter und erfolgreicher umgesetzt. Der Einsatz von neuen Kommunikationstools führt dazu, dass Meetings im virtuellen Raum abgehalten werden können – das spart Zeit und macht Reisezeiten oftmals überflüssig. Dank des digitalen Wandels können Mitarbeiter heutzutage von überall auf der Welt arbeiten. Von der neu gewonnenen Flexibilität profitieren vor allem Dienstleistungsberufe, wie freiberufliche Journalisten oder Interims-Manager, die kurzzeitig auf einem Change-Projekt in einer anderen Stadt eingesetzt werden.
Wohlfühlatmosphäre
Viele Unternehmen werden sich bewusst, dass die Umgebung Einfluss auf die Arbeitsleistung hat und besinnen sich bei der Auswahl und Gestaltung ihrer Räumlichkeiten auf den New Work-Grundgedanken. Von Designer gestaltete, innovative Raumkonzepte laden zum Denken und Zusammenarbeiten ein. Große helle Räume mit genügend Rückzugsorten schaffen ein angenehmes Arbeitsklima und bieten je nach Situation die passende Umgebung – seien es kleine Räume für persönliche Personalgespräche, bequeme Lounge-Flächen für das konzentrierte Arbeiten an einer Präsentation, große Konferenzräume für den Kunden-Workshop oder aber speziell eingerichtete kreative Räume für Brainstorming-Runden. Die richtige Umgebung schafft die ideale Voraussetzung für gutes Work-Life-Blending und vereinfacht den Austausch mit Kollegen und Mitarbeitern.
Während die sogenannten digitalen Nomaden schnell auf diesen Zug aufgesprungen sind, wissen auch immer mehr freiberufliche Dienstleister die Vielfalt von New Work-Konzepten zu schätzen. Der Wechsel zwischen Home Office und Coworking Space ermöglicht beispielsweise freiberuflichen Journalisten den flexiblen Wechsel zwischen den Rückzugsorten im eigenen Zuhause und dem Austausch mit anderen Kollegen in einer gemeinsam genutzten Fläche. Bei einem Kaffeeplausch an der Theke oder einer Meditationsrunde in der Mittagspause fällt es leicht, Work-Life-Blending zu leben. Kurze Erholungspausen während der Arbeitszeit fördern nicht nur die Motivation, sondern führen auch zu mehr Selbstbestimmtheit.
Gleichzeitig sind mittlerweile auch Unternehmen dazu übergegangen, ihren Mitarbeitern für spezielle Projekte das Arbeiten außerhalb der eigenen Büroflächen zu ermöglichen. Gerade im Zuge des digitalen Wandels bauen einige Unternehmen auf Projektarbeit oder gründen mitunter innovative Start-ups, die bewusst auf Hierarchen verzichten und innovative Arbeitsmodelle fördern. Mehr Freiraum und eine andere Umgebung tragen dazu bei, eine andere Perspektive einzunehmen, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Auch 35 Jahre nach Bergmanns ersten Ideen zu New Work ist das Konzept in heutigen Unternehmen so aktuell wie zuvor. Zum einen schafft der Ansatz die notwendige Flexibilität für die heutige digitalisierte Welt und zum anderen ermöglichen Neuerungen wie zum Beispiel Coworking-Flächen den Freiraum je nach geforderter Arbeitssituation. Für Angestellte und Dienstleister birgt das New Work-Konzept eine Reihe von Möglichkeiten zu mehr Flexibilität im Alltag, besserer Kommunikation mit Kollegen sowie zu einem selbstbestimmten Einteilen von Arbeits- und Freizeit.